Insgesamt war das Jahr 2024 für das Kunstmuseum Wolfsburg geprägt von einer nahezu grenzenlosen Freude über den 30. Geburtstag unseres Museums sowie die vielen weiteren schönen Ereignisse und Erfolge. Bereits im Januar konnten wir mit rund 200 Gästen in der leer geräumten Ausstellungshalle mit einem glanzvollen Fest das Jubiläum unseres Freundeskreises feiern, der uns dankenswerterweise von Beginn an in großer Treue und Verlässlichkeit unterstützt. Im März überraschte uns die erfreuliche Nachricht, dass das ART-Magazin, Europas größtes Kunstjournal, unsere grenz- und genreüberschreitende Ausstellung Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen mit dem Kuratorenpreis/Ausstellung des Jahres in Deutschland, Österreich und der Schweiz auszeichnet. Am letzten Mai-Wochenende konnten wir bei bestem Wetter zusammen mit zahlreichen Ehrengästen, wie dem niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, sowie mehr als 5.000 Besucher*innen den 30. Geburtstag unseres Museums feiern. Alle Türen bis hin zum Direktorenbüro standen den Gästen offen, sodass faszinierende Einblicke vor und hinter die Kulissen möglich waren. Im Rahmen des Jubiläums wurden auch zwei von der Holler-Stiftung in Auftrag gegebene Kunstwerke von Karin Sander eingeweiht, darunter eine große typografische Wandarbeit von 15 x 20 Metern. Beide Werke ehren das Stifterpaar Asta und Christian Holler, die mit der gleichnamigen Stiftung das Kunstmuseum Wolfsburg ebenfalls von Anbeginn außerordentlich großzügig fördern.
Kunst ist grenzenlos – das galt 2024 natürlich auch für unsere Ausstellungen. Bis Ende Mai waren die äußerst beeindruckenden Fotografien von Paolo Pellegrin zu sehen, der mit ihnen unter dem Titel Fragile Wunder die Schönheit, aber auch die Verletzlichkeit der Tier- und Pflanzenwelt in zahlreichen Ländern rund um den Globus in den Blick genommen hat. Von der majestätischen Schönheit der Antarktis über den Überlebenskampf von Nashörnern in Kenia bis hin zu brodelnden Lavaströmen auf Island – Pellegrins hochästhetische Fotografien haben niemanden unberührt gelassen.
Zu einem Museums-Jubiläum gehört selbstverständlich auch eine Jubiläums-Ausstellung und die hatte es im vergangenen Jahr wirklich in sich: Im Rahmen von fünfzehn thematischen Kapiteln wurde in der Schau Welten in Bewegung. 30 Jahre Kunstmuseum Wolfsburg nicht nur eine Auswahl an bedeutenden Werken aus unserer Sammlung präsentiert, sondern diese wurden in überzeugenden Dialogen hochkarätigen „Gästen“ aus dem Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museum gegenübergestellt. Anhand der vielen Themen, die Künstlerinnen und Künstler nicht nur heute, sondern auch schon vor hunderten von Jahren fasziniert und beschäftigt haben, konnte eine zeitliche Grenzenlosigkeit sehr gut nachvollzogen werden.
Historische Landkarten, Konstruktionspläne, Diagramme oder Buchseiten, das sind die Medien, auf denen die Künstlerin Firelei Báez ihre teils großformatigen und vor allem immer farbgewaltige Bilder malt. Die erste deutsche Präsentation der US-amerikanischen Künstlerin mit dem Titel Trust Memory Over History war über den Sommer ein großer Anziehungspunkt. Kolonialismus, Rassismus oder Migration waren die zentralen Themen ihrer Schau, mit der sie einen fulminanten Auftakt setzte.
Der Höhepunkt unseres Jubiläumsjahres war schließlich die spektakuläre Ausstellung Leandro Erlich. Schwerelos: Allein zur Eröffnung kamen rund 1.600 Gäste! Bei dem von der Young Generation organisierten Art Rave tanzte die Menge zusammen mit dem Künstler bis weit nach Mitternacht direkt vor dem riesigen Mond in der Ausstellung. Auch die mediale Begleitung hätte kaum besser sein können: Bereits vor der Eröffnung berichtete u. a. die ARD im Kulturmagazin ttt − titel, thesen, temperamente über die Schau; Berichte auf 3sat, NDR, RTL u. a. folgten. Krönender Höhepunkt war am Tag nach der Eröffnung ein fast dreiminütiger Bericht in der 20 Uhr-Ausgabe der Tageschau. Seither ist diese erste deutsche Einzelausstellung des argentinischen Künstlers, in der mit der vermeintlichen Schwerelosigkeit auch Grenzenlosigkeit erfahren werden kann, aufgrund ihrer aufsehenerregenden Installationen ein großer Publikumserfolg.
Der Kreis an Ausstellungen in unserem Jubiläumsjahr wurde schließlich mit Gary Hill. Eine Frage der Wahrnehmung programmatisch geschlossen, denn es sollten im Jubiläumsjahr neben der großen Geburtstagsschau zwei einzelne künstlerische Positionen dem Publikum vorgestellt werden, die eine große Bedeutung für die Sammlung haben. Neben Firelei Báez wurde Gary Hill diese Ehre zuteil. In Anbetracht der langjährigen Verbindung zu dem US-amerikanischen Videopionier und der Vielzahl an Werken, die sich in der Sammlung des Kunstmuseum Wolfsburg befinden, lag dies sehr nahe. Auch wenn auf den ersten Blick die beiden Ausstellungen von Erlich und Hill scheinbar sehr unterschiedlich sind, so sind die gemeinsamen Nenner doch in der Hinterfragung von dem zu sehen, was wir als Wirklichkeit interpretieren, sowie die generelle Kritik an der Konstruktion von Bildern im weiteren Sinn.
Dies alles waren im Jahr 2024 nur die öffentlichkeitswirksamsten Ereignisse des Kunstmuseum Wolfsburg. Sie können noch um einige weitere Erfolgsmeldungen ergänzt werden, ob aus der Kunstvermittlung, dem Wandbau oder aus anderen Bereichen des Museumsbetriebes. Ob genannt oder nicht: Diese schönen Erfolge verdanken sich dem Engagement von zahlreichen Menschen. Zum einen den Kolleginnen und Kollegen, die sich jeden Tag um das Kunstmuseum Wolfsburg verdient machen und sich mit Herzblut und ihrer jeweiligen Kompetenz für ihre Arbeit und das Haus auf unterschiedlichsten Ebenen einsetzen. Zum anderen sind diese Erfolge aber auch den zahlreichen wohlmeinenden Partner*innen zu verdanken, die uns und unser Museum auf vielfältige Weise unterstützen – sei es durch Schenkungen von Kunst, durch die Förderung von Ausstellungen oder durch das Einbringen ihrer Expertise. Wir wissen dies alles sehr zu schätzen und danken dafür sehr herzlich!
Nicht nur wir, sondern auch unsere Unterstützer*innen und Förderer und Förderinnen wurden im vergangenen Jahr reich belohnt, denn das großartige Engagement aller zahlte sich durch ein großes Interesse unser Besucher*innen aus: So sind dank der Unterstützung der Volkswagen AG durch das neu aufgelegte Projekt Young and Free zehnmal mehr junge Menschen ins Museum gekommen als vorher. Auch die Zahl aller Museumsbesuche konnte gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 % gesteigert werden und lag 2024 bei rund 53.000 – auch das ein schöner Erfolg! Für dieses Interesse an unseren Ausstellungen, Veranstaltungen und Vermittlungsangeboten danken wir unserem Publikum vielmals. Denn für Sie und Euch engagiert sich das gesamte Team des Kunstmuseum Wolfsburg jeden einzelnen Tag im Jahr – und das sehr gerne und mit grenzenloser Begeisterung!
Andreas Beitin & Team