Prajakta Potnis (*1980) ist die jüngste Künst­lerin der Ausstel­lung Facing India. Potnis drückt ihre gesell­schaft­li­chen Beobach­tungen indirekt und metapho­risch aus. Sie begreift materi­elle und physische Grenzen wie Mauern, Wände und Haut als permeable Membran. Welche Spuren tragen sie? Was dringt durch sie hindurch und beein­flusst unsere Psyche? Prajakta Potnis macht sichtbar, was unsichtbar in unserer Gesell­schaft wuchert, wie ein Virus, der die Alltags­welt befällt. Als Ausgangs­punkt für ihre Befragung wählt sie die nicht nur in Indien am deutlichsten weiblich konno­tierten Orte, das Haus und vor allem die Küche, die sie als Konflikt­zone zwischen Tradition und Techno­lo­gi­sie­rung faszi­niert. Der Trockner, der Stand­mixer, der Kühlschrank oder das Gefrier­fach werden zum Verhand­lungsort für politi­sche und ökolo­gi­sche Themen, überholte Ideolo­gien, Gesell­schafts­kritik und Identi­täts­fragen. Das Persön­liche wird zum Politi­schen, wenn ein atompilz­ar­tiger Blumen­kohl auf Genma­ni­pu­la­tion schließen lässt, die Ventile von Schnell­koch­töpfen wie kleine Granaten auf das Gefühl konstanter Bedrohung durch den Terro­rismus oder Überwa­chungs­staat verweisen oder Minia­tur­roll­treppen in einem Kühlschrank an ein globales „Nowhere“ der immer gleichen Shopping­malls und Flughäfen erinnern, die jegliche lokale Stand­ort­i­den­tität negieren.