Sehr gut besucht eröffnete am 11. April 2025 in Neu-Delhi die Ausstel­lung Empower­ment des Kunst­mu­seum Wolfsburg, kuratiert von Andreas Beitin, Katharina Koch und Uta Ruhkamp. Die für die Tournee durch Südasien gemeinsam vom Kunst­mu­seum Wolfsburg und dem Goethe-Institut Mumbai produ­zierte Schau ist nun am zweiten Ort ihrer insgesamt sechs Stationen umfas­senden Reise zu sehen.

Vor Neu-Delhi wurde die Ausstel­lung bereits in Pune präsen­tiert, anschlie­ßend reist sie weiter nach Colombo, Mumbai, Bangalore und Kalkutta. Die fulmi­nante Vernis­sage in der indischen Haupt­stadt Neu-Delhi fand in einem eigens für die Schau angemie­teten Palast statt. Sowohl der deutsche Botschafter war anwesend als auch zahlreiche weitere Ehren­gäste. Im Rahmen der Eröff­nungs-Perfor­mance Smash Patri­archy zerschellten als Zeichen des feminis­ti­schen Wider­stands Tongefäße an der Wand und der Gesang von The Aahvaan Project unter der Leitung von Vedi Sinha verzau­berte das gesamte Publikum.

Gefolgt von einem umfang­rei­chen Rahmen­pro­gramm, das unter anderem einen Workshop, mit dem durch die letzte Venedig-Biennale bekannt gewor­denen Aravani Art Project enthielt, war der Ausstel­lungs­auf­takt nicht nur ein Abend, sondern ein ganzes Empower­ment-Wochen­ende. Zu danken ist hierfür dem Sandbox Collec­tive, nament­lich Nimi Ravindran und Shiva Pathak, die das Rahmen­pro­gramm und eine feminis­ti­sche Biblio­thek entwi­ckelt haben und dem höchst engagierten Team des Goethe-Instituts Neu-Delhi. „Es war ein äußerst herzli­cher Empfang und eine wunder­bare Zusam­men­ar­beit mit Gleich­ge­sinnten, eine rundum empowernde und verbin­dende Erfahrung in einem gleich­zeitig völlig anderen kultu­rellen Kontext“, berichtet Uta Ruhkamp, Kuratorin am Kunst­mu­seum Wolfsburg, die auf Einladung des Goethe-Instituts zur Eröffnung nach Delhi gereist ist.

Mit Empower­ment hat das Kunst­mu­seum Wolfsburg 2022/23 erstmalig in diesem Umfang eine umfas­sende, trans­na­tio­nale Ausstel­lung feminis­tisch orien­tierter Kunst des 21. Jahrhun­derts gezeigt. Die Ausstel­lung versam­melte Werke von rund 115 Künstler*innen, die unter­schied­liche feminis­ti­sche Ansätze wider­spie­geln und die Gesell­schaften der Welt mit den Mitteln der Kunst analy­sieren, um mögliche und unmög­liche Wege aus den globalen Krisen, Ungleich­heiten und Hegemo­nien aufzuzeigen.

Die Tournee­ver­sion der Ausstel­lung Empower­ment bleibt dem trans­na­tio­nalen Rahmen der Ausstel­lung treu und unter­sucht in sieben Themen­fel­dern, die sich aus der weltweiten Recherche von Kunst­werken ergeben haben (Protest & Empower­ment, Gender & Identity, Hersto­ries & Other Narra­tives, Desired & Violated Bodies, Labour of Care, Planetary Challenges, Feminist Futures), folgende Fragestellungen:

Wie agieren Künst­le­rinnen und Künstler aus ihrer jewei­ligen Situation in der postko­lo­nialen, digitalen Gegenwart? Welches emanzi­pa­to­ri­sche Verständnis liegt ihrer Kunst zugrunde? Wie erweitern sie ihren Blick auf eine feminis­tisch geprägte Zukunft? Lassen sich Ansätze der Heilung oder Versöh­nung erkennen? Mit ihren Arbeiten verhan­deln die Künst­le­rinnen und Künstler Fragen sozialer Ungleich­heit, Sexismus, Rassismus und die Verflech­tungen von Diskri­mi­nie­rungs­formen, Möglich­keiten des Wider­stands, der Selbst­er­mäch­ti­gung und Heilung sowie das Verhältnis von Körpern, Techno­logie und ökolo­gi­schen Belangen. Das alles sind Themen, die jede*n betreffen.

Trotz globaler Bewegungen, Proteste und Demons­tra­tionen für Gleich­be­rech­ti­gung ist echte Gleich­be­rech­ti­gung für Frauen und LGBTQIA+-Gemeinschaften auch im 21. Jahrhun­dert unerreicht. Weltweit reagieren unzählige Künstler*innen mit feminis­tisch geprägten Werken auf diese anhal­tenden Ungerech­tig­keiten. Vor dem Hinter­grund ökolo­gi­scher Krisen, Kriege, Pandemien, postko­lo­nialer Kämpfe und zuneh­mender sozialer Ungleich­heit erfor­schen diese Künstler *innen die Schnitt­stellen globaler Konflikte und erweitern unsere Perspek­tiven um plane­ta­ri­sche Ansätze. Ihre Arbeiten fordern dazu auf, auch die Natur und ihre nicht-mensch­li­chen Wesen integrativ und zukunfts­ori­en­tiert in das Konzept der Fürsorge einzu­be­ziehen. Mit Mut und Dring­lich­keit, aber auch mit Poesie, Humor und Subti­lität streben Künstler*innen danach, gleiche, zukunfts­ori­en­tierte Chancen für sich selbst, margi­na­li­sierte Gemein­schaften, die Gesell­schaft als Ganzes und den Planeten zu schaffen.

Um diesen global bedeut­samen Perspek­tiven gerecht zu werden, etablierten die Kurator*innen für Empower­ment mehrere trans­na­tio­nale Netzwerke von Wissenschaftler*innen, Kurator*innen sowie Künstler*innen. Die Recherche für die Ausstel­lung wurde somit durch künst­le­ri­sche Vorschläge global agierender und regio­naler Exper­tinnen und Experten ergänzt.

Die kurato­ri­sche Perspek­tive wurde zudem durch fünf einge­la­dene Kollek­tive erweitert, von denen zwei in der aktuellen Schau vertreten sind: Nacional TROVOA (Brasilien) und Sandbox Collec­tive (Indien). Als Kunst­ver­mittler kuratiert das Sandbox Collec­tive in Zusam­men­ar­beit mit lokalen Künstlern und Initia­tiven eine Reihe multi­dis­zi­pli­närer Vorträge und Perfor­mances für alle Stationen der Ausstel­lung in Indien und Sri Lanka.

Die Ausstel­lung umfasst außerdem ein von Dr. Nishant Shah und Point of View, Mumbai, konzi­piertes Vermitt­lungs­pro­gramm, das die gesamte Tournee umfasst und das Publikum mit den Praktiken und Kontexten der Ausstel­lung vertraut macht.

Empower­ment-Publi­ka­tion erscheint in zweiter Auflage

Die in Koope­ra­tion mit der Bundes­zen­trale für politi­sche Bildung (bpb) zur Ausstel­lung erschie­nene Publi­ka­tion wurde aufgrund der großen Nachfrage bereits in zweiter Auflage gedruckt und reicht weit über die Ausstel­lung hinaus. Empower­ment. Kunst und Feminismen umfasst Text- und Inter­view­bei­träge von rund 50 inter­na­tio­nalen Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Kurator*innen. Das Buch ist im Shop des Kunst­mu­seum Wolfsburg erhält­lich oder direkt bei der Bundes­zen­trale für politi­sche Bildung. Für die Ausstel­lungs­tournee in Südasien entstand eine reduzierte englisch­spra­chige Version der Publi­ka­tion, die vor Ort kosten­frei zur Verfügung gestellt wird.