Małgorzata Mirga-Tas
Eine alternative Geschichte
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Familie, Gemeinschaft, Solidarität und Selbstermächtigung, aber auch Ausgrenzung und Verfolgung: Das sind die bestimmenden Themen der Künstlerin Małgorzata Mirga-Tas (*1978 Zakopane/Polen). In ihren textilen „Malereien“ verbindet sie Vergangenheit und Gegenwart und erzählt eine andere, eine alternative Geschichte der ungesehenen und marginalisierten Menschen.
Małgorzata Mirga-Tas’ Fokus liegt dabei auf dem Leben von Rom*nja-Gemeinschaften, Europas größter ethnischer Minderheit, die in Europa seit dem 14. Jahrhundert ausgegrenzt, diskriminiert und verfolgt wurden und oftmals immer noch werden. Durch die bildmächtige Kombination verschiedener Textilien und Muster schafft sie ein intimes Bild vom Alltag der Rom*nja, oft verknüpft mit historischen Narrativen, die vielfach als Fremddarstellungen Vorurteile wiederholen. Mirga-Tas stellt ihre so kraftvollen wie einfühlsamen Bilder den bis heute vorherrschenden negativen und stereotypisierenden Vorstellungen von Rom*nja entgegen. Dadurch bringt sie Stimmen und Geschichten in den Vordergrund, die bis heute wenig gehört werden.
Besonders die Perspektive von Frauen spielt dabei für Małgorzata Mirga-Tas – im Sinne einer herstory – eine große Rolle. So tauchen in ihren Arbeiten wiederholt bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf, die selbst Rom*nja sind. Gleichzeitig widmet sich Mirga-Tas, die selbst Romni-Aktivistin ist, auch intensiv den Frauen aus ihrem direkten Umfeld – Freund*innen, Tanten oder auch ihrer Großmutter.
Die teils großformatigen Werke von Małgorzata Mirga-Tas entstehen in einem kollektiven Prozess, der bereits beim Material beginnt. In der Verwendung von Kleidungsstücken und Haushaltstextilien wie Vorhängen und Handtüchern, die sie in ihrem Umfeld sammelt, arbeitet die Künstlerin mit meist gebrauchten Stoffen, die bereits Geschichten ihrer Vorbesitzer*innen in sich tragen.
Dadurch verleihen die Stoffe den Bildern gewissermaßen eine doppelte Authentizität. Zusammen mit anderen Frauen aus ihrer Community werden die Textilien behutsam zusammengesetzt, um Mirga-Tas’ farbprächtige Werke entstehen zu lassen.
Das Kunstmuseum Wolfsburg gibt mit der Ausstellung erstmals in diesem Umfang einen Einblick in das Werk dieser außergewöhnlichen Künstlerin in Deutschland, darunter fast den gesamten 12-teiligen Zyklus Re-enchanting the World, mit dem Małgorzata Mirga-Tas seit ihrem Auftritt 2022 im Polnischen Pavillon auf der Venedig-Biennale für internationales Aufsehen sorgte. Dort war sie die erste Rom*nja-Künstlerin, die einen nationalen Pavillon bespielte.
Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Małgorzata Mirga-Tas entstanden und eine internationale Kooperation mit dem Kunstmuseum Luzern, Schweiz, sowie dem Henie Onstad Kunstsenter in Norwegen.
Kurator
Andreas Beitin
Kuratorische Assistenz
Veronika Mehlhart
Magazin
Presse


















