Małgorzata Mirga-Tas

Eine alternative Geschichte

22. 11. 2025 — 15. 3. 2026

Infos

Familie, Gemein­schaft, Solida­rität und Selbst­er­mäch­ti­gung, aber auch Ausgren­zung und Verfol­gung: Das sind die bestim­menden Themen der Künst­lerin Małgorzata Mirga-Tas (*1978 Zakopane/Polen). In ihren textilen „Malereien“ verbindet sie Vergan­gen­heit und Gegenwart und erzählt eine andere, eine alter­na­tive Geschichte der ungese­henen und margi­na­li­sierten Menschen.

Małgorzata Mirga-Tas’ Fokus liegt dabei auf dem Leben von Rom*nja-Gemeinschaften, Europas größter ethni­scher Minder­heit, die in Europa seit dem 14. Jahrhun­dert ausge­grenzt, diskri­mi­niert und verfolgt wurden und oftmals immer noch werden. Durch die bildmäch­tige Kombi­na­tion verschie­dener Textilien und Muster schafft sie ein intimes Bild vom Alltag der Rom*nja, oft verknüpft mit histo­ri­schen Narra­tiven, die vielfach als Fremd­dar­stel­lungen Vorur­teile wieder­holen. Mirga-Tas stellt ihre so kraft­vollen wie einfühl­samen Bilder den bis heute vorherr­schenden negativen und stereo­ty­pi­sie­renden Vorstel­lungen von Rom*nja entgegen. Dadurch bringt sie Stimmen und Geschichten in den Vorder­grund, die bis heute wenig gehört werden.

Besonders die Perspek­tive von Frauen spielt dabei für Małgorzata Mirga-Tas – im Sinne einer herstory – eine große Rolle. So tauchen in ihren Arbeiten wieder­holt bekannte Persön­lich­keiten des öffent­li­chen Lebens auf, die selbst Rom*nja sind. Gleich­zeitig widmet sich Mirga-Tas, die selbst Romni-Aktivistin ist, auch intensiv den Frauen aus ihrem direkten Umfeld – Freund*innen, Tanten oder auch ihrer Großmutter.

Die teils großfor­ma­tigen Werke von Małgorzata Mirga-Tas entstehen in einem kollek­tiven Prozess, der bereits beim Material beginnt. In der Verwen­dung von Kleidungs­stü­cken und Haushalts­tex­ti­lien wie Vorhängen und Handtü­chern, die sie in ihrem Umfeld sammelt, arbeitet die Künst­lerin mit meist gebrauchten Stoffen, die bereits Geschichten ihrer Vorbesitzer*innen in sich tragen.
Dadurch verleihen die Stoffe den Bildern gewis­ser­maßen eine doppelte Authen­ti­zität. Zusammen mit anderen Frauen aus ihrer Community werden die Textilien behutsam zusam­men­ge­setzt, um Mirga-Tas’ farbpräch­tige Werke entstehen zu lassen.

Das Kunst­mu­seum Wolfsburg gibt mit der Ausstel­lung erstmals in diesem Umfang einen Einblick in das Werk dieser außer­ge­wöhn­li­chen Künst­lerin in Deutsch­land, darunter fast den gesamten 12-teiligen Zyklus Re-enchan­ting the World, mit dem Małgorzata Mirga-Tas seit ihrem Auftritt 2022 im Polni­schen Pavillon auf der Venedig-Biennale für inter­na­tio­nales Aufsehen sorgte. Dort war sie die erste Rom*nja-Künstlerin, die einen natio­nalen Pavillon bespielte.

Die Ausstel­lung ist in enger Zusam­men­ar­beit mit Małgorzata Mirga-Tas entstanden und eine inter­na­tio­nale Koope­ra­tion mit dem Kunst­mu­seum Luzern, Schweiz, sowie dem Henie Onstad Kunst­senter in Norwegen.

Kurator
Andreas Beitin

Kurato­ri­sche Assistenz
Veronika Mehlhart

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