Ein Leben für die Kunst: Dr. Holger Broeker verab­schiedet sich nach 31 Jahren vom Kunst­mu­seum Wolfsburg

Mit dem Ruhestand von Dr. Holger Broeker endet am Kunst­mu­seum Wolfsburg eine Ära. Seit den frühen 1990er-Jahren hat er als Sammlungs­leiter, Kurator, Autor und geschätzter Kollege das Profil der Insti­tu­tion maßgeb­lich geprägt. Sein Name ist untrennbar mit der Entwick­lung der Sammlung inter­na­tio­naler Gegen­warts­kunst verbunden.

Die Anfänge – ein Museum im Aufbau

1992 erfuhr Holger Broeker, damals wissen­schaft­li­cher Assistent an der Hamburger Kunst­halle, von den Plänen für ein neues Kunst­mu­seum in Wolfsburg. Das Konzept: ein inter­na­tional ausge­rich­tetes Haus mit einer Sammlung ab dem Jahr 1968, einem Wende­punkt für Kunst und Gesell­schaft. „Was gibt es Spannen­deres, als ein Museum von Beginn an mitzu­ge­stalten?“, erinnerte er sich später.

Nach seiner erfolg­rei­chen Bewerbung begann eine über drei Jahrzehnte andau­ernde Tätigkeit, die von Konti­nuität, Expertise und Leiden­schaft für die Kunst geprägt war. Eine seiner ersten Aufgaben war eine umfas­sende Bestands­ana­lyse von Sammlungen im Umkreis von 250 Kilome­tern – Grundlage für das eigen­stän­dige Sammlungs­profil des Museum, das bis heute Gültig­keit hat.

Sammlung mit Tiefgang

Unter der Leitung des Gründungs­di­rek­tors Gijs van Tuyl entwi­ckelte Broeker ein Konzept, das auf Qualität und Tiefe setzte. Anstatt möglichst viele Namen zu sammeln, sollten ausge­wählte Künst­le­rinnen und Künstler mit markanten Werkgruppen vertreten sein.

Ein frühes Beispiel war der Erwerb eines Schlüs­sel­werks von Andreas Gursky – das Doppel­pan­orama der Hongkonger Börse. Diese strate­gi­sche Entschei­dung führte 1998 zu einer der ersten Einzel­aus­stel­lungen des später weltbe­kannten Fotografen, von dem sich inzwi­schen neun Werke in der Sammlung befinden

Kurato­ri­sche Handschrift und inter­na­tio­nale Ausstellungen

Neben seiner Tätigkeit als Sammlungs­leiter kuratierte Broeker rund 50 Ausstel­lungen in Wolfsburg, ergänzt durch Projekte in Prag, Spanien und den USA. Zu den Höhepunkten zählen Einzel­aus­stel­lungen von Olafur Eliasson, Neo Rauch, Gary Hill, Philip Taaffe sowie die Retro­spek­tive zu Frank Stella (2012).

Mit den Sammlungs­aus­stel­lungen NOW IS THE TIME (2019) und Welten in Bewegung (2024) zeigte er seine Fähigkeit, histo­ri­sche und zeitge­nös­si­sche Positionen in einen spannungs­vollen Dialog zu setzen. Dabei war ihm die wissen­schaft­liche Fundie­rung stets ein Anliegen – zahlreiche Kataloge und Essays tragen seine Handschrift.

Integrität, Verläss­lich­keit und soziale Verantwortung

Andreas Beitin, Direktor des Kunst­mu­seum Wolfsburg, würdigte Broeker in seiner Laudatio als jemanden, der „mit seiner Arbeit, seinem Blick für das Wesent­liche und seiner Liebe zur Kunst eine Ära geprägt hat – immerhin die vollstän­dige Zeit der Existenz unseres Museums“.

Broeker arbeitete stets im Sinne der Kunst, nicht der Selbst­dar­stel­lung. Seine ruhige, fachlich fundierte Art und sein Engage­ment als langjäh­riges Mitglied des Betriebs­rats machten ihn zu einem geschätzten Ansprech­partner für Kolle­ginnen und Kollegen ebenso wie für Künst­le­rinnen und Künstler.

Ein Blick nach vorn

Auch im Ruhestand wird sich Holger Broeker weiter mit Kunst beschäf­tigen. Er bleibt der Region verbunden, arbeitet bereits an einem Ausstel­lungs­pro­jekt für das Herzog Anton Ulrich-Museum Braun­schweig, das in Koope­ra­tion mit dem Kunst­mu­seum Wolfsburg entsteht und er engagiert sich im Freun­des­kreis des Kunst­mu­seum Wolfsburg. Für das Team bleibt er ein wichtiger Gesprächs­partner und Freund.

Schluss­wort

Lieber Holger, im Namen des gesamten Kunst­mu­seum Wolfsburg danken wir dir für deine beispiel­lose Treue, deine Expertise und deine Haltung. Du hast nicht nur an der Geschichte unseres Hauses mitge­schrieben – du bleibst ein Teil davon.