Das Kunst­mu­seum Wolfsburg darf sich erneut über die großzü­gige Förderung der New Carlsberg Founda­tion freuen. Nach der Unter­stüt­zung beim Ankauf einer Arbeit der Medien­künst­lerin Ann Lisle­gaard im Jahr 2022 sowie zweier Werke der Bildhauerin Benedikte Bjerre im Jahr 2023 danken wir sehr herzlich für das erneute Engagement.

Dank der Unter­stüt­zung der New Carlsberg Founda­tion konnte das Kunst­mu­seum Wolfsburg mit STAGE (2017) und I (2024) zwei bedeu­tende Arbeiten des Perfor­mance­künst­lers Christian Falsnaes erwerben.

Wer ist der Künstler Christian Falsnaes?

Der Künstler Christian Falsnaes (1980 in Kopen­hagen geboren, lebt in Berlin) steht für eine neue Genera­tion der Perfor­mance­kunst. In dieser heraus­for­dernden Gegenwart ermutigt er mit seinem innova­tiven künst­le­ri­schen Ansatz Menschen zur Teilhabe und lässt sie durch Einbe­zie­hung in seine Perfor­mances die soziale Relevanz von Kunst unmit­telbar spüren.

Als Künstler hat Christian Falsnaes das häufig unent­deckte Potenzial der Besucher*innen erkannt. Das Publikum wird bei ihm nicht nur zu Verbün­deten, sondern geradezu zu Mitautor*innen seiner Werke, indem er ihre aktive Teilnahme einer­seits zur zwingenden Voraus­set­zung macht und ihnen anderer­seits Gestal­tungs­spiel­raum und Mitver­ant­wor­tung überträgt. Jede seiner Perfor­mances setzt sich jedes Mal neu aus den Körpern, Reaktionen und Erfah­rungen der Besucher*innen zusammen.

Christian Falsnaes übernimmt innerhalb seiner Perfor­mances meist eine initi­ie­rende, moderie­rende oder instru­ie­rende Rolle. Unbekannte Einzel­per­sonen bindet er dabei vielfach in einen Gruppen­pro­zess ein, um sie während der Perfor­mance zu einer kollektiv agierenden Gruppe zu formieren, die in der Situation jeweils Prozesse sozial neu mitein­ander aushan­deln muss. Mit gezielten Anwei­sungen schafft er auch in seiner Abwesen­heit einen konzep­tio­nellen Rahmen, um eine soziale Dynamik entstehen zu lassen.

In seinen Perfor­mances tritt Christian Falsnaes häufig absicht­lich dominant bis autoritär auf, sodass die Teilnehmer*innen zwischen Gefolg­schaft, Behaup­tung oder Wider­stand entscheiden müssen. Trotz des positiven und ermuti­genden Aspekts von Parti­zi­pa­tion stellt Falsnaes bewusst naive Vorstel­lungen von Parti­zi­pa­tion infrage, indem er Macht­dy­na­miken in Parti­zi­pa­ti­ons­pro­zessen sichtbar macht und zum Gegen­stand der Reflexion werden lässt.

Welche Kunst­werke sind neu in der Sammlung?

I (2024)

In der kollek­tiven Perfor­mance I, aufge­führt und dokumen­tiert 2024 im Maison du Danemark in Paris, steht das Spannungs­feld zwischen indivi­du­eller und kollek­tiver Identität im Zentrum. In fünf Schritten führt Falsnaes sein Publikum von distan­zierter Beobach­tung hin zur aktiven Teilnahme. Er thema­ti­siert Mecha­nismen der Einfluss­nahme, Selbst­in­sze­nie­rung und Unter­wer­fung – ohne Gewalt, aber mit rheto­ri­scher und perfor­ma­tiver Überzeugungskraft.

Image credits for the collage:
Instal­la­tion view, Le Bicolore. Paris, 2024
Photo: Julien Mouffron
Photo: Christian Falsnaes
Photo: Christian Falsnaes
Photo: Christian Falsnaes
Photo: Christian Falsnaes

STAGE (2017)

„Setze den Kopfhörer auf, drücke den Start­knopf und folge den Anwei­sungen“, so lauten die einfachen Anwei­sungen der Arbeit STAGE (2017), die nun auch in der Ausstel­lung Freischwimmen. Köpper in die Kunst! zu erleben ist. Auf der Bühne oder im Raum wechseln Besucher*innen spiele­risch zwischen Zuschauer- und Performer*innenrolle. Die konstru­ierte Situation schafft somit ein Dilemma für die Besucher*innen, denn nur wer dem entwor­fenen Prozess folgt, scheint das Kunstwerk in seiner Gesamt­heit erleben zu können. Mit dieser Prämisse demons­triert STAGE die unsicht­bare Macht des Kunst­werks über den Perfor­menden und sein Publikum. Die indivi­du­elle Freiheit des Besuchers liegt darin, wie er der Autorität des Kunst­werks und den stets als rheto­ri­scher Imperativ formu­lierten Anwei­sungen begegnet. Teilnahme oder Verwei­ge­rung sind ebenso eine Option wie die indivi­du­elle Gestal­tung und Inter­pre­ta­tion der Choreografie.

Instal­la­tion view, KIASMA Museum of Contem­porary Art, Helsinki, 2019
Photo: Finnish National Gallery – Pirje Mykkänen

Über die New Carlsberg Foundation

Die 1902 vom Bierbrauer Carl Jacobsen gegrün­dete Stiftung finan­ziert sich überwie­gend aus Erträgen ihrer Carlsberg-Anteile. Ihr Ziel ist es bis heute, Kunst zu fördern und einem breiten Publikum zugäng­lich zu machen.