Kapwani Kiwanga

Die Länge des Horizonts

16. 9. 2023 — 7. 1. 2024

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Archiv­ba­siert, thema­tisch hochak­tuell und zukunfts­ori­en­tiert – so lässt sich das eindrucks­volle Werk von Kapwani Kiwanga (*1978) beschreiben. Jüngst ausge­zeichnet mit dem Zurich Art Prize (2022) und dem renom­mierten Prix Marcel Duchamp (2020), zeigt das Kunst­mu­seum Wolfsburg im Herbst 2023 in der großen Halle die erste umfas­sende Mid-Career-Retro­spek­tive der kanadisch-franzö­si­schen Künst­lerin, die im Rahmen der 60. Biennale di Venezia 2024 den kanadi­schen Pavillon reprä­sen­tieren wird.

Kapwani Kiwanga versteht es, die Betrachter*innen ästhe­tisch zu verführen und zugleich inhalt­lich zu berühren. Denn sie nutzt die Macht von Farbe, Licht und Material, um Geschichte aus einer neuen Perspek­tive zu erzählen und auf Machtasym­me­trien zu verweisen. Zarte Pflanzen bergen toxische Kraft und Geschichte, Farben entfalten manipu­la­tive Effekte und Licht wird als politi­sches Instru­ment entlarvt. So ist das heraus­ste­chende Merkmal ihres Werkes die künst­le­ri­sche Überset­zungs­leis­tung einer fundierten theore­ti­schen Grundlage, wobei ihre Instal­la­tionen, Bilder, Papier­ar­beiten, Fotogra­fien und Video­ar­beiten durch formale Klarheit und Reduktion bestechen. Dabei spannt Kapwani Kiwanga einen Bezugs­bogen vom Lokalen zum Globalen, bezieht Stand­ort­fak­toren ein, thema­ti­siert aber auch Kolonia­lismus, Postko­lo­nia­lismus, Gender, Rassismus, Sklaverei, Glauben und Spiri­tua­lität. Als studierte Anthro­po­login und verglei­chende Religi­ons­wis­sen­schaft­lerin verfügt sie über den wissen­schaft­li­chen Hinter­grund für ihre inter­dis­zi­pli­näre, gesell­schafts­ana­ly­ti­sche Praxis, in der sie mit sogenannten Exit-Strate­gien arbeitet. Sie sucht nach einem Vokabular, das zu multi­per­spek­ti­vi­schen Betrach­tungs­weisen des Bestehenden und verhär­teter hegemo­nialer Struk­turen einlädt, um diese in der Zukunft anders zu denken. Durch diese histo­risch-gesell­schafts­po­li­ti­sche Dimension, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt, bricht Kapwani Kiwanga den visuellen Genuss ihrer Arbeiten inhalt­lich auf, doppelt ihren Effekt und verleiht ihnen eine nachhal­tige Wirkung.

Aufge­wachsen in Hamilton, Kanada, studierte Kiwanga Anthro­po­logie und verglei­chende Religi­ons­wis­sen­schaften in Montreal, bevor sie am „La Seine“-Programm der Ecole Nationale Supéri­eure des Beaux-Arts de Paris teilnahm. Die Künst­lerin lebt und arbeitet in Paris und ist derzeit Stipen­diatin des Harvard Ratcliffe Institute/Harvard Univer­sity, USA.

Zur Ausstel­lung entsteht eine umfas­sende, reich illus­trierte Publi­ka­tion (dt./engl.) mit einem ausführ­li­chen Interview von Cecilia Alemani mit der Künst­lerin sowie Texten von Julie Pellegrin und Uta Ruhkamp (Hrsg.).

Kuratorin
Dr. Uta Ruhkamp

Kurato­ri­scher Assistent
Dino Steinhof

 
Kapwani Kiwanga,pink-blue, 2017, Baker-Miller rosa Farbe, weiße Farbe, weiße Leucht­stoff­röhren, blaue Leucht­stoff­röhren, Maße variabel, Instal­la­ti­ons­an­sicht, A wall is just a wall, The Power Plant, Toronto (CA), 2017 © Kapwani Kiwanga, Courtesy die Künst­lerin und Goodman Gallery, Kapstadt, Johan­nes­burg, London/Galerie Poggi, Paris/Galerie Tanja Wagner, Berlin, Foto: Tony Hafkenscheid

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